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Schlafpositionen

Finde heraus, welche Schlafpositionen es gibt und welche für deine Schlafqualität am besten geeignet ist – Rücken, Bauch oder Seite?

In diesem Artikel räumen wir mit einigen Vorurteilen rund um das Thema Schlafpositionen auf, denn Charaktereigenschaften sind hieraus entgegen weiterläufiger Meinung nicht ableitbar.

Du darfst diesen Artikel also kritisch betrachten und hinterfragen.

So individuell der Schlaf ist, so verschieden sind auch die Schlafpositionen. Jede einzelne hat Vorteile, aber auch Nachteile.
Schlafpositionen passen sich den individuellen Bedürfnissen an. Bild: pexels/andrea-piacquadio

Wenn dir heute der eine Schlafexperte empfiehlt, auf keinen Fall auf der rechten Seite zu schlafen, kommt morgen der andere daher und schreibt dir vor, ausschließlich auf dem Rücken die Nacht zu verbringen.

Wenn du Rückenschmerzen hast und deine Muskeln und Sehnen in den Beinen und Waden verkürzt sind, dann solltest du deine Bettdecke so unter die Füße schnallen, dass du eine leichte Dehnung in deiner Wadenmuskulatur verspürst.

Falls du nachts wach wirst und in einer anderen Position liegst, leg dich mit der Decke unter den Füßen und leichtem Zugdruck wieder auf den Rücken…

Du siehst schon, jeder will dir etwas erzählen und seine „empfohlene“ Schlafposition unter die Nase reiben, obwohl keiner deine individuellen Schlafbedürfnisse kennt.

Aber fragt DICH ganz persönlich ein selbsternannter Schlafexperte, ein Coach oder ein Matratzenguru, in welcher Position DU eigentlich am besten schlafen kannst?

Nein!

Jeder will dir gefühlt nach den „neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen“ vorschreiben, was am besten für dich ist.

Welches mit Kokosfasern gefüllte Kissen du dir zwischen die Beine legen sollst, damit der 3. Lendenwirbel entlastet wird und du als Seitenschläfer (links) dein Herz nicht so sehr belastest.

Und du wusstest sicherlich auch noch nicht, dass die einzelnen Schlafpositionen sehr viel über deine Persönlichkeit aussagt.

Schläfst du eher in der Baumstamm- oder lieber in der Soldaten-Position?

Wechsle die Schlafposition und du wirst über Nacht zu einem anderen Menschen…wow…ich höre an dieser Stelle mal auf, denn sonst verschrecke ich dich vielleicht noch.

SCHLAFPOSITIONEN – FAKT IST

So wie dein Schlaf ganz individuell ist, so ist auch deine Schlafposition ganz auf dich persönlich angepasst.

Dein Körper sucht sich die Position aus, die für ihn am bequemsten ist.

Denn dein Körper will sich nachts so gut es geht erholen und regenerieren.

Aus diesem Grund wird er immer die Position wählen, in der all seine Arbeit während des Schlafes am leichtesten abläuft.

Hängt ihm eine große Verdauungsluftblase quer, dreht er sich automatisch in die Position, in der diese Gase entweichen können.

Somit ist es völlig hinfällig, sich eine „empfohlene“ Schlafposition überstülpen zu lassen, wenn der „Experte“ dich, deinen Körper, deinen Tagesablauf, deine Matratze oder deine Krankheitsgeschichte nicht kennt.

Und außerdem: Wir liegen nachts nicht starr in einer Position, wir bewegen uns – bis zu 80-mal.

Ein eingeschlafenes Bein ist zum Beispiel schlecht durchblutet, die Haut kann nicht richtig atmen und die Gelenke werden auch nicht geschmiert, wenn man nur in einer Position läge.

All das versucht dein Körper in der Nacht durch die Veränderung seiner Schlafposition zu verhindern.

Davon bekommst du natürlich nichts mit, wenn dir dein Bewusstsein entzogen ist.

Und somit registrierst du in der Regel auch nicht, wenn du dich in eine andere Position bewegst.

Keiner wacht dann auf und sagt: Oh, für einen Mann wäre es besser, nicht in der Embryonalstellung zu liegen, denn dann gilt man als sensibel und macht sich zu viele Gedanken.

Wenn die Rückenschläferposition bei der einen Person mit Rückenschmerzen hilfreich sein kann, könnte diese bei jemandem mit Übergewicht und schlaffen Gaumensegel dazu führen, dass sie nächtliche Atemaussetzer (Apnoe) erleidet und im schlimmsten Fall vielleicht stirbt.

Wacht jemand als Seitenschläfer jeden Morgen energiegeladen auf, startet der andere völlig gerädert mit Rückenschmerzen und Verspannungen in den Tag, weil seine Matratze schon über 10 Jahre durchgelegen ist.

SCHLAFPOSITIONEN KURZ GESAGT:

ES GIBT NICHT DIE EINE PERFEKTE SCHLAFPOSITION – ES GIBT HÖCHSTENS DEINE PERFEKTE SCHLAFPOSITION.

Und ICH werde dir in diesem Artikel absolut nicht vorschreiben, in welcher Position du schlafen sollst.

DU weißt am besten, welche „Stellung“ am besten für dich ist und welche der unterschiedlichen Schlafpositionen dich am nächsten Morgen vital und erholt erwachen lässt.

Schau mal: Das Internet ist voll von irgendwelchen angeblichen Livehacks, die dein Leben verbessern sollen.

Einige davon sind es bestimmt, doch einen Großteil davon kann man sprichwörtlich in die Tonne kloppen.

Ich empfehle dir, mehr auf deinen Körper und dein Bauchgefühl zu achten und die Dinge logisch zu hinterfragen.

DIE RICHTIGE SCHLAFPOSITION – EINE KLEINES BEISPIEL:

Wenn du nach dem Erwachen körperliche Schmerzen hast, und sei es nur ein leichtes Zwicken im Rücken, dass nach dem Aufstehen noch einige Stunden anhält, dann stimmt etwas nicht.

Am Abend zuvor hast du noch keine Beschwerden.

Nun solltest du dich fragen:

Liegt es unbedingt an meiner Schlafposition oder sind andere Umstände dafür verantwortlich?

Da ich in allen Sachen mein eigenes Versuchskaninchen bin, zähle ich dir einige Ursachen auf, die  für deine morgendlichen Rückenschmerzen verantwortlich sein können:

  • Du verwendest ein falsches Kissen – merkt man daran, dass man es mehrmals in der Nacht zurechtrücken muss.
  • Deine Matratze ist zu hart, zu weich oder zu alt (durchgelegen) – deine Wirbelsäule befindet sich in einer unnatürlichen Position.
  • Dein Körpergewicht ist zu hoch oder du hast andere Vorerkrankungen.
  • Du sitzt während der Arbeit fast ausschließlich – deine Muskulatur und Bänder sind verkürzt.
  • Du arbeitest körperlich zu hart – auch hier verkürzen ohne Dehnung deine Muskeln und Bänder.
  • Du bewegst dich tagsüber zu wenig oder machst keinen Sport – gerade dein Muskelapart verkümmert relativ schnell.
  • Dein Knochengerüst wird nicht mehr ausreichend gestützt.
  • Du machst dir zu viele Gedanken – geht es dem Kopf nicht gut, wirkt sich das auch auf deinen Körper aus.
  • Du hebst (schwere) Gegenstände mit einem gebeugten/krummen Rücken und nicht aus den Beinen heraus – das Gewicht drückt auf die Bandscheiben.

SCHLAFPOSITIONEN ZWISCHENFAZIT:

Du siehst, dass morgendliche Schmerzen im Rücken die unterschiedlichsten Ursachen haben können – und das waren nur einige.

Gehe diesen auf den Grund und eliminiere sie. Das wird am Anfang vielleicht etwas Zeit in Anspruch nehmen – die Sache ist es auf lange Sicht gesehen aber definitiv wert.

Der Großteil meiner Leser, die unter Schlafschwierigkeiten leiden, hat Stress im Job, bei dem sie viel im Sitzen arbeiten und geistig gefordert sind.

Regelmäßige körperliche Bewegung bleibt leider dabei häufig auf der Strecke und sie sitzen 8 Stunden oder länger vor dem viereckigen Kasten – wie ich ihn immer bezeichne.

Und das ist nur die reine Arbeitszeit – nicht die Zeit, die zusätzlich noch im Sitzen beim Autofahren oder beim Essen zuhause verbracht wird.

Durch zu wenig Bewegung wird die Muskulatur geschwächt, die dadurch schon bei geringer Beanspruchung verspannt und Schmerzen hervorrufen kann.

Zu wenig Bewegung und Mobilität der Muskulatur stellen nachgewiesener Maßen die Hauptursachen für Schmerzen nach dem Aufstehen dar – wenn alle anderen Ursachen behoben oder ausgeschlossen werden können.

Und zu wenig Bewegung führt dann schnell zu anderen Symptomen.

Das Resultat ist:

  • verkürzte Sehnen und Bänder
  • verlangsamter Stoffwechsel
  • Abnahme der Muskelmasse
  • Zunahme des Körperfettanteils
  • Bewegungseinschränkungen
  • verminderter Bewegungsradius
  • Verkleben des Bindegewebes/Faszien
  • Unnachgiebigkeit der Muskulatur
  • Gelenkdruck durch Gewebespannung
  • Muskelverspannungen
  • Steifigkeit im Körper
  • Durchblutungsstörungen
  • Bluthochdruck
  • hormonelle Veränderungen
  • erhöhtes Thromboserisiko
  • Gefahr für Infarkte
  • schlechte Haltung (Rundrücken)
  • Bandscheibenvorfälle
  • Kurzatmigkeit
  • Stress, Angst, Depressionen

WAS KANN MAN NUN DAGEGEN UNTERNEHMEN?

ANTWORT: MEHR BEWEGUNG UND DEHNEN

Bewegung ist das A und O bei Menschen, die sich tagsüber durch ihren Job oder generell einfach zu wenig bewegen.

Zu diesem Thema habe ich einen separaten Artikel für dich geschrieben: Stress abbauen – Bewegung für guten Schlaf

Wenn du weißt, welche Muskelgruppen bei dir verkürzt sind, dehne diese täglich.

Durch zu vieles Sitzen sind in der Regel die hinteren Oberschenkel, die Hüftmuskulatur und der Muskelansatz am Po verkürzt.

Weil sich in diesem Bereich mehr oder weniger alles zusammenzieht, wird eine Spannung erzeugt, die dann Schmerzen im unteren Lendenwirbelbereich verursachen kann.

Und da ich sehr praktisch veranlagt bin, kommen hier gleich ein paar Tipps zum Thema Dehnung für dich – aus der Praxis für die Praxis, sofort zum Nachmachen:

Worauf solltest du bei der Dehnung achten (Anfänger)

  • dehne dich täglich
  • Zeitansatz komplett: 15-20 Minuten
  • dehne die einzelnen Muskelpartien 2 – 3 Minuten, nicht kürzer
  • dehne kontinuierlich – keine Wippbewegungen
  • dehne auf einer Schmerzskala zwischen 6-8 (0 = kein Schmerz, 10 = Schmerz intensiv, aber noch auszuhalten)
  • atme während der Dehnung ruhig ein und wieder aus
  • übe keine Gegenspannung aus – mental wie körperlich

WELCHE SCHLAFPOSITIONEN GIBT ES DENN NUN EIGENTLICH?

Ich werde dir jetzt nicht, wie oben schon angedeutet, die Top-50 der ultimativsten Schlafpositionen vorstellen, denn das würde den Rahmen dieses Artikels sprengen.

Wenn du auf dem Rücken liegst, ist es egal, ob dabei ein Bein, beide Beine, der linke Arm hinter dem Kopf verschränkt oder der rechte Fuß um 45 Grad nach links innen geneigt ist – für mich ist das immer noch eine Rückenschlafposition.

Völlig egal, welche selbst ernannten Spezialisten für die einzelnen Schlafpositionen eine eigene Bezeichnung erfunden haben und Charaktereigenschaften dadurch ableiten…

Kurz gesagt gibt es die:

Rückenschlafposition

Seitenschlafposition rechts/links

Bauchschlafposition

WELCHE VORTEILE/NACHTEILE HABEN DIE VERSCHIEDENEN SCHLAFPOSITIONEN?

Voraussetzung: Du hast keine Schmerzen nach dem Erwachen durch:

  • Deine Matratze
  • Dein Kopfkissen
  • Deine Vorerkrankungen

Es geht hier tatsächlich einzig und allein um deine Schlafposition – sämtliche anderen Parameter wirken sich nicht negativ auf deinen Schlaf und dein Schmerzempfinden nach dem Aufstehen aus.

SCHLAFPOSITION: RÜCKEN (Gliedmaßen sind ausgestreckt)

PRO

  • Entlastung der Wirbelsäule und des Ischias´ (neutrale Position)
  • Entlastung der Bandscheiben
  • keine Verdrehung der Wirbelsäule
  • gut bei verkürzter Muskulatur
  • keine Belastung des Schultergürtels
  • Lunge kann sich frei entfalten
  • faltenfreies Gesicht im Morgen
  • Entlastung der Kniegelenke
  • keine Stauchung der inneren Organe
  • Kissen nicht unbedingt benötigt

CONTRA

  • kann Schnarchen/Atemaussetzer/Schlafapnoe verursachen

SCHLAFPOSITION: SEITE RECHTS/LINKS

PRO

  • Entlastung der Rückenmuskulatur
  • Entlastung des Herzens (Seitenposition rechts)
  • Entlastung des Herzens – Blut muss nicht aufgrund der Schwerkraft gegen die links gelagerte Hauptschlagader gepumpt werden (Seitenposition links)

CONTRA

  • schlecht bei verkürzter Muskulatur
  • Magensäure kann leichter in die Speiseröhre zurückfließen/Sodbrennen (Seitenposition rechts)
  • Kniegelenke liegen aufeinander
  • innere Organe werden teilweise gestaucht
  • mehr Druck auf das Herz durch andere Organe (Seitenposition links)
  • Liegefalten können im Gesicht entstehen

SCHLAFPOSITION: BAUCH

PRO

  • Entlastung der Bandscheiben im oberen Bereich
  • Entlastung des Schultergürtels
  • kein Kissen nötig
  • Reduzierung von Schnarchen/Atemaussetzern/Schlafapnoe

CONTRA

  • Hohlkreuz/Belastung des Lendenwirbelbereichs
  • Verdrehung der Wirbelsäule im Halsbereich
  • Lunge kann sich nicht frei entfalten

HINWEIS: Du bist am Morgen größer als am Abend, weil sich Muskeln, Bänder und Sehnen während der Nacht entspannen und wieder „auseinanderziehen“. Miss doch einfach selbst mal nach…

FAZIT:

Egal, welche der einzelnen Schlafpositionen für dich die bequemste ist, jeder hat seine ganz individuellen Vorlieben.

Die Lieblingsschlafposition wird in der Regel ein ganzes Leben lang beibehalten und schon von klein auf bevorzugt.

Ein gesunder Körper sucht sich immer genau die Position aus, die gut für ihn ist.

Da wir uns nachts häufig (unbemerkt) bewegen, wechseln wir mehrmals von der einen in eine andere Schlafposition – und das ist auch gut so.

Man muss sich also nicht zwanghaft umgewöhnen.

Es ist möglich, dass sich die hauptsächliche Schlafposition im Laufe des Lebens ändert, z.B. durch Schwangerschaft, Partner, veränderte Schlafsituationen usw.

Sich über Schlafpositionen zu viel Gedanken zu machen, wäre bei Schlafschwierigkeiten eher kontraproduktiv.

Bekommen Körper und Geist im Schlaf die notwendige Regeneration, ist die Schlafposition nebensächlich.

Aus orthopädischer Sicht ist die Rückenschlafposition mit den meisten Vorteilen am gesündesten.

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